Soll der Sportplatz an der Babickstraße um ein weiteres Feld, ein Haus des Sports und eine Halle ergänzt werden? Darüber diskutierten seit Montag die Ausschüsse in Schöneiche. Die vier großen Vereine des Ortes demonstrierten darauf am Donnerstagabend der letzten Woche für eine Erweiterung.

„Schöneicher Sportvereine brauchen Platz“ steht auf zwei Plakaten, die Kinder am Donnerstag auf einem der Fußballfelder an der Babickstraße zeigen. Hinter ihnen stehen gut 200 Mitglieder und Unterstützer der vier großen Sportvereine des Ortes: SV Germania 90, TSGL, IGL und 1. FC Schöneiche. Gemeinsam wollen sie auf die beengte Situation der Vereine auf dem Areal hinweisen und ein klares Zeichen an die Gemeindevertreter aussenden.

Ihr Ziel: ein weiteres Spielfeld auf einer benachbarten Freifläche, ein Haus des Sports, in dem unter anderem Umkleidekabinen untergebracht werden könnten und möglicherweise eine Sporthalle. Die Erweiterung soll über einen Bebauungsplan auf den Weg gebracht werden, über den die Gemeindevertretung am 27. September abstimmt. Ab Montag wird das Thema in den Ausschüssen behandelt.

Sven Hoffmann

Rein von den Plätzen her haben wir hier beste Bedingungen mit drei Fußballfeldern, aber was das Drumherum angehe, stoße man an die Grenzen. Vier Umkleideräume, vier Sanitärräume – zu wenig. Der Ort ist in den letzten Jahren ordentlich gewachsen, aber die Sportstätten sind es nicht!

Sven Hoffmann, Trainer A-jugend - Germania Schöneiche
Jens Wiedenhöft

Den Trainings- und Spielbetrieb überhaupt zu stemmen, sei eine große logistische Herausforderung. Allein Germania hat etwa 300 aktive Mitglieder, hinzu kommen die der anderen Vereine und als Nutzer auch die Grundschulen mit dem Schulsport. Zählt man alle zusammen, trainiert und spielt hier mehr als die Hälfte aller Schöneicher Kinder. Ein zusätzliches Fußballfeld und das Haus des Sports könnten Abhilfe schaffen!

Jens Wiedenhöft, Vorstand - Germania Schöneiche

Vor allem das Feld würde den Leichtathleten der IGL helfen, die bisher auf beengtem Raum zum Beispiel Kugelstoßen trainieren, während in unmittelbarer Nähe die Fußballer spielen. Das ist auch eine ganz schön große Verantwortung für die Trainer, dass da nichts passiert. Gäbe es das zusätzliche Feld, könnten die Fußballer dahin ausweichen und wir könnten endlich mal ein Sportfest ausrichten!

Matthias Huber, Vorstand - IGL Schöneiche

Wie die Abstimmung ausgeht, ist trotz der Unterstützung offen. Seit Jahren kämpfen Anwohner wie Karola und Siegfried Schrape gegen die Planungen einer Erweiterung an diesem Standort und verweisen auf Beschlüsse der Gemeindevertretung 2001/2002, Sportflächen am Ortsrand, an der Neuenhagener Chaussee, zu entwickeln. „Wir sind an einem Punkt angekommen, wo wir auch zum Anwalt gehen würden“, sagt Karola Schrape.

Soweit will es Gemeindevertreter Fritz Viertel (Linke) nicht kommen lassen. Für Montag hatte er Vertreter der Sportvereine und Anwohner, die sich vom Lärm durch den Sport gestört fühlen, in die Kulturgießerei geladen, „um einen Ansatz für eine Lösung zu finden“, mit der alle Beteiligten leben können. Bereits am Freitag positionierte sich die FDP in einer Pressemitteilung zu dem Thema. Man fühle sich zwar den Sportlern im Ort verbunden, heißt es, finde aber „eine Erweiterung der bestehenden Anlagen nicht zukunftsorientiert genug“, zumal Konflikte mit den Anwohnern für viele Jahre programmiert seien. Die FDP spricht sich in ihrer Erklärung für einen „wohl durchdachten Neubau an anderer Stelle“ aus – wo, lässt sie offen – und will das Thema mit den Planungen für eine weiterführende Schule verknüpfen.

Trotz Einwänden der Anwohner hat der Ortsplanungsausschuss Schöneiche den Vorentwurf zur Erweiterung des Sportplatzes an der Berliner Straße am Montag mehrheitlich befürwortet. Eine Bürgerinitiative legte 58 Unterschriften gegen das geplante vierte Sportfeld vor.

„Wenn es zu keiner Übereinstimmung kommt, werden wir klagen“, drohte Eckart Neumann am Montagabend in der Einwohnerfragestunde im Rathaus. Seit 77 Jahren wohnt er in der Unterlaufstraße, erst vorigen Sonnabend seien die Trommeln eines Fußballspiels wieder deutlich zu hören gewesen, erzählte er. Gegen eine „stetig steigende Lärmbelastung im Wohngebiet“ und gegen den „Neubau eines vierten Fußballfeldes an der Berliner Straße Nord“ haben er und seine Nachbarn 58 Unterschriften gesammelt, die Neumann an Andreas Bachhoffer (CDU) übergab. Der Gemeindevertreter leitete den Ausschuss am Montag.

Im vergangenen Jahr hatte die Gemeinde beschlossen, ein Haus des Sports auf dem 4,3 Hektar großen, brachliegenden Acker neben dem bereits bestehenden Sportplatz an der Babickstraße voranzubringen. Ein Vorentwurf des Bebauungsplanes sieht dort zudem eine Sporthalle, ein neues Wohngebiet mit Ein- und Mehrfamilienhäusern – dafür gibt es drei Varianten – und die Errichtung eines vierten Sportfeldes vor. Vorrangig um diese zusätzliche Freifläche wird gestritten.

Neumann und seine Nachbarn berufen sich auf Beschlüsse der Gemeindevertretung aus den Jahren 2001/2002. Damit war zunächst eine mittelfristige Verlegung des Sportplatzes etwa auf das ehemalige LPG-Gelände an der Neuenhagener Chausee geplant. Das sei aber durch spätere Beschlüsse aufgehoben worden, sagte Bürgermeister Ralf Steinbrück (SPD). Nur ein eventueller Neubau eines Stadions für den höherklassigen Sport sollte noch an den Ortsrand verlegen werden. „Dieser Bedarf ist jetzt nicht mehr vorhanden“, so Steinbrück. Also gebe es keinen Widerspruch zu den jetzigen Plänen. Stellvertretend für die vier großen Sportvereine des Ortes, die am Donnerstag für eine Erweiterung demonstriert hatten, plädierte auch Trainerin Michaela Schulz für die Nutzung vorhandener Synergieeffekte.

Nun gehe es zunächst darum, das Haus des Sports voranzutreiben, sagte der Bürgermeister. Darin sollen unter anderem neue Umkleideräume und Sanitäranlagen für die Sportler entstehen. Die jetzigen seien „unmenschlich“, stimmte Andreas Bachhoffer zu. „Wichtig ist, dass wir zunächst in das Verfahren einsteigen“, so Steinbrück. Bei einer öffentlichen Auslegung könnten dann alle Parteien ihre Bedenken einbringen. Dass der Lärmschutz nicht ausreiche, sei auch ihm klar. Tatsächlich heißt es im Erläuterungstext zum Vorentwurf, dass voraussichtlich Maßnahmen zur Schallminderung erforderlich werden, „die in den Bebauungsplan aufzunehmen sind“. Zwei der drei anwesenden Gemeindevertreter stimmten schließlich für die Vorlage, die am 27. September von der Gemeindevertretung beschlossen werden muss.

Ein Antrag der Linken, der eine weitere Planungsvariante ohne Sportfeld und mit sozialem Wohnungsbau vorsah, wurde dagegen abgelehnt.

Quelle: MOZ – Märkische Oderzeitung
Foto: Martin Stralau